Krematorium

Insgesamt 160 Krematorien gibt es in Deutschland (Stand 2022), ungefähr jeweils zur Hälfte in kommunaler und in privater Trägerschaft. Der Anteil der Privaten steigt dabei jedoch langfristig. Während kommunale Krematorien aufgrund eines zu hohen Investitionsbedarfs für Modernisierungen geschlossen oder an private Betreiber übergeben werden, werden gleichzeitig neue (private) Krematorien eröffnet.

Für die Kunden ergeben sich Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Anbietern. Gleichzeitig gehen seit einigen Jahren mit der zunehmenden Konkurrenz günstigere Preise und ein besserer Service einher. Einzug gehalten hat auch eine neue Offenheit gegenüber der Öffentlichkeit, zum Beispiel im Rahmen von Führungen oder Tagen der offenen Tür. Krematoriumsbetreiber erklären dort die Abläufe und geben Einblicke in die Technik.

Auswahl des Krematoriums

Grundsätzlich gibt es keine Verpflichtung, die Einäscherung in einem bestimmten Krematorium vorzunehmen. Durch die Überführung des Leichnams entstehen allerdings Kosten, weshalb unter Umständen ein nahe liegendes Krematorium günstiger sein kann. Allerdings berechnen manche Krematorien (besonders größere, aufgrund der Vielzahl an Einäscherungen) sehr günstige Preise, so dass sich die weite Anfahrt lohnen kann. Wer möchte, kann die Wahl des Krematoriums auch einfach dem Bestattungsunternehmen überlassen.

Mitunter fließen Provisionen von Krematoriumsbetreibern an Bestatter. Diese sind nicht einheitlich zu bewerten: Zu kritisieren sind Provisionen, wenn Sie zu Lasten der Kunden gehen, also das Bestattungsunternehmen bewusst ein teureres Krematorium auswählt und die Provision dafür kassiert, ohne seine Ersparnis an die Kunden weiterzugeben. Kunden können allerdings auch profitieren, wenn dadurch aufgrund der großen Margen die Preise sinken.

Transporte Verstorbener zum Krematorium finden mitunter im Rahmen von Sammeltransporten mit mehreren Särgen in einem Fahrzeug statt, besonders bei sehr günstigen Angeboten. Darauf sollten die Bestatter hinweisen, falls ein solcher Transport vorgesehen ist. Wer Wert darauf legt, dass Verstorbene einzeln transportiert wird, sollte deshalb sicherheitshalber noch einmal nachfragen (und dabei eventuell höhere Kosten berücksichtigen). Einige Krematorien bieten selbst den Transport Verstorbener an, was häufig preisgünstiger ist, als wenn das Bestattungsunternehmen diesen mit eigenem Fahrzeug und Personal vornimmt.

Eine Frage der Kosten ist auch die Beförderung der Urne bzw. Aschekapsel zurück zum Bestattungsunternehmen bzw. zum Ort der Beisetzung (Friedhof, Bestattungswald, Seebestattung etc.). Viele Bestatter holen die Urne/Aschekapsel selbst beim Krematorium ab Verbreitet ist aber auch der - sehr günstige - Versand als Paket. Wer dies ausschließen möchte, sollte auch hier nachfragen, und die in der Regel höheren Kosten einer Abholung berücksichtigen.

In einigen Krematorien können Angehörige die Trauerfeier in der dortigen krematoriumseigenen Trauerhalle abhalten. Eventuell ist es sogar möglich, bei der Einäscherung anwesend zu sein und dabei zuzusehen, wie der Sarg in den Ofen gefahren wird. Auch diese Aspekte können eine Rolle spielen bei der Entscheidung für ein bestimmtes Krematorium.

Einäscherung im Ausland

Es besteht keine Verpflichtung, eine Einäscherung in Deutschland vornehmen zu lassen. Krematorien im Ausland sind mitunter günstiger als deutsche. Allerdings fallen je nach Entfernung zusätzliche Kosten für den Transport des Leichnams an. Interessant können solche Angebote insbesondere in grenznahen Regionen sein.

Unterschiede bestehen mitunter im Service. So ist es in den Niederlanden zum Beispiel üblich, dass sich die Trauergemeinde während der Einäscherung, die insgesamt drei bis vier Stunden dauert, in so genannten Coffee rooms zum Kaffee zusammensetzt. Dies ist hierzulande noch kaum verbreitet.

Technik

In der Alltagssprache wird stets vom „Verbrennen“ des Leichnams gesprochen. Streng genommen handelt es sich bei der Einäscherung bzw. Kremation jedoch nicht um eine Verbrennung, sondern "um einen Oxidationsprozess, der im vorgeheizten Ofen durch Selbstentzündung des Sarges gestartet und durch Zuführung vorgewärmter Luft zu Ende gebracht wird" (Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur, Band 3, Praxis - Gegenwart, Stichwort "Feuerbestattungsanlage", Frankfurt am Main 2010).

Die Aschereste, die noch zahlreiche gröbere Knochensubstanz enthalten, werden nach der Abkühlung in einer Knochenmühle fein gemahlen, so dass am Ende zwei bis vier Kilo feinkörnige Asche übrigbleiben. Diese wird in eine Aschekapsel gefüllt, welches schließlich versiegelt wird.

Größere Metallreste wie zum Beispiel künstliche Hüftgelenke, aber auch Sargnägel müssen vor dem Mahlen der Kremationsreste entnommen werden und werden dann meist gesammelt und verwertet. Dies gilt zum Teil auch für Zahngold. Den Erlös spenden die Betreiber der Krematorien dann für einen guten Zweck oder lassen ihn in den Haushalt einfließen, um die Kosten zu senken.

Damit keine Verwechslungen stattfinden, wird ein unverbrennbarer Schamottestein mit der spezifischen Auftragsnummer dem Sarg beigegeben und durchläuft den gesamten Einäscherungsprozess. So ist stets nachweisbar, um welche Verstorbenen es sich handelt. Dieser Stein landet auch später in der Aschekapsel, auf deren Deckel sich die wichtigsten Angaben zu den Verstorbenen befinden.

Verstorbene können bei der Einäscherung übrigens durchaus eigene Kleidung tragen. Diese sollte aber möglichst rückstandsfrei verbrennen und deshalb gewöhnlich aus Naturfasern bestehen.

Tierkrematorien

In für menschliche Leichname vorgesehenen Krematorien werden keine Tiere eingeäschert. Allerdings bietet eine zunehmende Zahl von speziellen Tierkrematorien die Einäscherung verstorbener Haustiere an. Die Asche kann anschließend zum Beispiel im eigenen Garten oder auf speziellen Tierfriedhöfen beigesetzt werden. Einige Humanfriedhöfe in Deutschland verfügen mittlerweile auch über Grabstellen, in denen die Asche eines Haustieres zusammen mit der eines Menschen beigesetzt werden kann.